Junge Form 2005 Krastaler Marmor 210 x 120 x 90 cm

 Als wesentlichstes Kriterium für sein bildhauerisches OEuvre sieht Joachim Hoffmann einen offenen Arbeitsprozess beim Entstehen der Skulptur. Das heißt, der Künstler geht von einer vagen Idee aus, die sich jedoch erst im Laufe der Arbeit am Stein konkretisiert. Die Skulptur entsteht im Prozess des Werdens, der auch einen gewissen Zeitraum bedingt, in dem sich aus der groben Idee eine Form entwickeln kann. Die Möglichkeit, die Skulptur umzuarbeiten, diese auch wieder radikal verwerfen zu können und den Stein zu zerstören, was laut dem Künstler durchaus auch vorkommt, ist dabei bestimmend für ein Gelingen der Arbeit und hält bis zuletzt das Ergebnis der Skulptur offen. Dies bedeutet im übertragenen Sinne die Bereitschaft, seine Ideen stets zu hinterfragen oder diese zur Gänze loszulassen, um neu anzufangen. Der Beginn seiner Arbeit an der Skulptur steht somit im Spannungsfeld zwischen einer Ahnung, einem intuitiven Wissen um die Form, und einer Vielfalt an damit im Dialog stehenden Gedanken, die zu diesem Zeitpunkt noch in unendlich viele Richtungen führen könnten. Erst durch den Arbeitsprozess selbst vernetzen sich einzelne Ideen und Überlegungen und manifestieren sich - hin zur Form. "Am Anfang weißt du alles und weißt doch im eigentlichen Sinne gar nichts", so Joachim Hoffmann, "daher ist für mich diese Prozesshaftigkeit an der Arbeit das Spannende, auch weil es ein Paradoxon darstellt, diese in einem festen Material wie dem Stein umzusetzen." "Junge Form" nennt Joachim Hoffmann dann auch konsequenter Weise seine Skulptur. Der Titel bringt damit jene für den Künstler wesentlichen Parameter auf den Punkt. Einerseits wird dadurch in der Lesbarkeit der Arbeit keine bestimmte Richtung vorgeben, andererseits bezieht sich "jung" auch auf das noch nicht Reife, noch nicht fertig Ausformulierte, dem noch die Zeit gegeben ist, seine Formen herauszubilden. Die Skulptur ist charakterisiert durch eine Grunddynamik von Bewegung und Gegenbewegung, deren Ineinanderfließen bedingt, dass zwar Kanten, Formen akzentuiert werden, jedoch eine tatsächliche Richtungsentscheidung nicht festzumachen ist. Wird auf der einen Seite eine Kante hochgezogen, antwortet sofort eine anderes Motiv mit einer gegenteiligen Bewegung, ähnlich einer bewegten Wasseroberfläche. Die Skulpturen von Joachim Hofmann sind jedoch, auch wenn sie Ahnungen von Bekanntem evozieren, nie auf eine poetische, narrative Assoziation ausgerichtet und stehen vielmehr im Zwischenbereich biomorpher Formen und abstrakter, konstruierter Flächen. Diese bewegten Flächen und jene - selbst in der "fertigen" Skulptur noch spürbare - Offenheit der Form ergeben für den Betrachter ein irritierendes Wahrnehmungsspiel. Je nach Standpunkt erscheint die Skulptur auch unter einem anderen formalen Blickwinkel, bekommt die Oberfläche eine andere Richtung, scheint einmal der Schwerpunkt auf einer Diagonalen zu liegen oder wird andererseits eine der hochgezogenen Kanten in den Vordergrund gespielt. "Die Form der Skulptur lässt sich nicht festmachen, ich verlange daher auch vom Betrachter, loszulassen, seinen zunächst gewonnenen Eindruck wieder in Frage zu stellen."

 

written by Silvie Aigner 










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